Mitgliedsbeitrag: Wie die luxemburgische Regierung und die EU wirtschaftliche Interessen über die Gesundheit der Bevölkerung setzen.

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26. Mai 2011

Im Jahre 2008 startete die Vereinigung der Luxlait Milchproduzenten, mit finanzieller Unterstützung des „Ministère de l‘Agriculture, de la Viticulture et du Développement rural“ und der Europäischen Union im Rahmen der europäischen Verordnungen 3/2008 und 501/2008, eine breit angelegte Werbekampagne für die „wohltuende Wirkung frischer Milch für alle Altersgruppen.“

Wie die luxemburgische Regierung und die EU wirtschaftliche Interessen über die Gesundheit der Bevölkerung setzen.

Im Jahre 2008 startete die Vereinigung der Luxlait Milchproduzenten, mit finanzieller Unterstützung des „Ministère de l‘Agriculture, de la Viticulture et du Développement rural“ und der Europäischen Union im Rahmen der europäischen Verordnungen 3/2008 und 501/2008, eine breit angelegte Werbekampagne für die „wohltuende Wirkung frischer Milch für alle Altersgruppen.“1 Unter www.laitfrais.lu, sowie in zahlreichen Werbekampagnen, in Printmedien, im Fernsehen, im Radio und sogar im Kino, als auch auf öffentlichen Plätzen und in Gymnasien wird Milch als äußerst gesundes Lebensmittel propagiert, wobei alle wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 90 Jahre durch bewusste Falschaussagen unterschlagen werden, und dies alles mit staatlich finanzierter Unterstützung, also mit den Steuergeldern der luxemburgischen Bevölkerung. Im Folgenden werden die Kernaussagen der Luxlait Milchproduzenten, so wie sie auf ihrer Internetseite aufgeführt werden, wiedergegeben und durch gezielte, wissenschaftlich fundierte und nachrecherchierte Beweise widerlegt.

Die Lüge der chemiefreien Milch

Wie die Webpage der Milchproduzenten angibt, „wird in der gesamten Europäischen Union keine chemische Behandlung der Milch erlaubt (keine Farbstoffe, keine Konservierungsmittel.)“ Dies mag richtig sein: Der Milch selbst werden tatsächlich keine chemischen Zusätze beigefügt. Allerdings verhindert dies nicht, dass sich in ihr dennoch erheblich viele chemische Rückstände auffinden lassen. Die Landwirte der EU benutzen, wie alle großen Milchbetriebe, unter anderem Antibiotika und andere chemische Nahrungszusätze, die zwar nicht der Milch beigemischt werden, jedoch über die Futteraufnahme der Kühe in die Milch gelangen, so dass Milch wesentlich größere Mengen Schadstoffe (Dieldrin, Fluorid, Strontium 90) enthält, als uns die Milchindustrie glauben lassen will. Dies erhöht das Gesundheitsrisiko aller Verbraucher, da Bakterien zunehmend Antibiotikaresistenzen entwickeln.2

Die Lüge der gesunden und glücklichen Kuh

Natürlich wird auch das Bild der glücklichen Kuh, die uns gerne ihre Milch überlässt, großzügig propagiert. So schreibt die Vereinigung der Milchproduzenten: „In der europäischen Union unterliegt die Haltung von Milchkühen strengen Richtlinien. Dabei wird die Identifikation der Viehherde, die Qualität der Tierhaltung, des Futters und der Milchanlagen aufs Genaueste geprüft. Durch dieses Kontrollsystem hat der Konsument stets die Gewissheit, dass die Milch von gesunden Kühen aus artgerechter Haltung stammt.“ Zuerst einmal: Artgerecht ist und bleibt nur die Freiheit. Wenn man jedoch von dieser eher philosophischen Auffassung einmal absieht, lässt sich trotzdem schnell erkennen, dass man bei der modernen Milchproduktion nicht von artgerecht reden kann. Dabei ist es, aus dem Interesse des Tiers, egal ob man von konventioneller oder biologischer Haltung ausgeht. Dies beweist schon alleine der Anstieg der Milchleistung durch kontrollierte Selektionszucht und Nahrungszusätze. So ist die jährliche Milchleistung einer durchschnittlichen Milchkuh von 1.500 l pro Jahr (1950) auf über 5.000 l pro Jahr (1983) (bei heutigen Hochleistungskühen sogar auf bis zu 10.000 l pro Jahr) forciert worden. Das ist zehnmal soviel, wie ein Kalb benötigt, das von seiner Mutter gestillt wird.3 Man kann sich eigentlich problemlos vorstellen, mit welchen Schmerzen ein solch drastischer Anstieg der Milchleistung verbunden ist. Dazu schreibt Dr. med. Ernst Walter Henrich: „Die Milchkühe sind in kurzer Zeit, einem Bruchteil ihrer normal erreichbaren Lebenszeit, durch die ständige Milchproduktion verbraucht und werden geschlachtet, wenn aus den ausgelaugten Tieren nicht mehr genug Milch herauszuholen ist. Statt einer normalen Lebensspanne von etwa 25 Jahren werden die ausgelaugten Milchkühe schon nach 4 – 5 Jahren ,entsorgt‘“4.

Folgender Abschnitt wurde der Internetseite www.ausgemolken.net direkt entnommen:

Laut einer Studie der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sind die wesentlichsten Anzeichen für mangelhaften Tierschutz bei Milchkühen in der EU Lahmen und Mastitis (Euterentzündung) sowie Funktionsstörungen bei der Fortpflanzung, beim Stoffwechsel und in Bezug auf das Verhalten der Milchkühe. Ein zu geringes Platzangebot, schwere Bein- und Fußkrankheiten durch Betonböden oder nasse bzw. mit Gülle verschmutzte Böden, mangelhafte Pflege und Hygiene stellen laut Gutachten die größten Gefahren für die Verursachung von Bein- und Fortbewegungsproblemen bei Milchkühen dar. Die lahmen Kühe haben „Schmerzen und größere Schwierigkeiten bei der Bewältigung ihrer Lebensbedingungen und sind anfälliger für reduzierte Fertilität, Mastitis und Stoffwechselkrankheiten“, schreibt die EFSA in ihrer Zusammenfassung. Die nicht artgerechten Bedingungen in Boxenlaufställen und Anbindeställen gepaart mit Managementfehlern sind demnach die Ursache der schon als obligatorisch zu bezeichneten Krankheiten. Neben Bein- und Fußkrankheiten leiden Milchkühe laut EFSA häufig unter Euterproblemen. Nicht tiergerechte Ausgestaltung des Standplatzes oder der Box und Platzmangel verursachen Trittverletzungen und unzureichende Hygiene. Schlechte Melktechniken führen oftmals zu infektiösen Eutererkrankungen. Nicht nur die Haltungssysteme, sondern auch die auf hohe Milchleistung gerichtete genetische Auswahl sind der Kuhgesundheit abträglich. „Langfristige genetische Auswahl mit dem Ziel hoher Milchleistung ist der Hauptfaktor, der bei Milchkühen schlechtes Wohlbefinden, insbesondere Gesundheitsstörungen, verursacht. Diese Auswahl hat auch zu Veränderungen der Körperform und Körpergröße von Milchkühen und damit zu veränderten Anforderungen an ihr Verhalten und andere adaptive Mechanismen geführt. Der Platzbedarf der Milchkuh hat sich vergrößert, und ihre Verwundbarkeit durch mechanische Einwirkungen und Wunden auf den äußeren Teilen des Körpers, der Haut, den Gliedmaßen und den Klauen haben zugenommen.“ Die Lahmheit, Euterentzündungen, Fortpflanzungsstörungen und Stoffwechselstörungen sind also auch die Folge einer krankhaften Zucht auf hohe Milchleistung. Zitat: „Es wurde festgestellt, dass die der Milchleistung zugrunde liegende genetische Komponente mit dem Auftreten von Lahmheit, Mastitis, Fortpflanzungs- und Stoffwechselstörungen positiv korreliert.“

Aber auch die Tatsache, dass Milchkühe einmal pro Jahr künstlich zwangsgeschwängert werden, damit die Milchproduktion weiter vorangetrieben wird, und die grausame Tat der Mutter das frisch geborene Kalb direkt nach der Geburt zu entreißen, was einen traumatischen Trennungsschmerz für Mutter und Kind bedeutet, spricht nicht wirklich für eine artgerechte Haltung.

Die Lüge der gesunden, wohltuenden und wichtigen Milch

Doch wenden wir uns der Tierethik ab und kehren wir wieder zu den gesundheitlichen Aspekten zurück. Natürlich werben auch die luxemburgischen Milchproduzenten mit der Kuhmilch als bester Kalziumlieferant schlechthin. Aussagen wie „Milch und Milchprodukte sind die Hauptquelle für Kalzium.“, „In einem Glas Milch (25 cl) steckt so viel Kalzium wie in (…) 1,2 kg grünem Gemüse.“, „Täglich 3 Milchprodukte zu sich nehmen und der Kalziumbedarf ist gedeckt.“ oder sogar „Obwohl Kalzium auch in anderen Nahrungs- und Milchprodukten vorkommt, gilt frische Milch als wichtigste Kalziumquelle. Der tägliche Kalziumbedarf beim Erwachsenen liegt zwischen 1.000 und 1.200 mg pro Tag – dies entspricht in etwa einem Liter Frischmilch.“ sollen beim  gesundheitsbewussten Verbraucher den Milchkonsum ankurbeln. Diese gefährliche Aussagen werden natürlich großzügig mit Steuergeldern finanziert. Dass dies nämlich nicht der Wahrheit entspricht belegen seit Jahren weltweite Studien. Schauen wir uns hierzu einmal die Menge des biologisch verfügbaren Kalziums, also die Menge an Kalzium, die tatsächlich vom Körper aufgenommen werden kann, in verschiedenen Lebensmitteln an: Rosenkohl 63,8%; Senfblätter 57,8%; Brokkoli 52,6%, Steckrübenkeimlinge 51,6%, Grünkohl 50,0%; Kuhmilch 32,0%.5 Kuhmilch ist also, im Vergleich zu grünem Gemüse ein äußerst schlechter Kalziumlieferant. Das ist jedoch nicht das einzige Problem: Eine Ernährung mit vielen tierischen Proteinen (wie dem Milcheiweiß) begünstigt die Kalziumausscheidung. Der Mensch nimmt also über Milchprodukte Kalzium auf, scheidet dieses aber teilweise durch andere Bestandteile der Milch wieder aus. Denn bei der Verdauung von tierischem Protein entsteht Phosphorsäure. Zur Neutralisation der Phosphorsäure benötigt der Körper Kalzium. Da hierzu oft mehr Kalzium, als in der Milch vorhanden ist, benötigt wird, schwämmt der Körper sogar Kalzium aus den Knochen aus. Der hier beschriebene Effekt wurde bereits 1920 wissenschaftlich dokumentiert.6 Grünes Blattgemüse, Samen und Nüsse, Sojabohnen, Tofu (viermal soviel Kalzium), Grünkohl (doppelte Menge), Sesamsamen (elffache Menge) und auch hartes Leitungswasser enthalten Kalzium – dieses kann mindestens genauso gut oder sogar noch besser vom Körper aufgenommen werden als Kalzium aus der Kuhmilch.22

Verknüpft mit dem Kalzium wird oft die Gesundheit der Knochen und eine dazugehörende Krankheit: Osteoporose. Osteoporose ist eine Knochenkrankheit, bei der die Knochendichte abnimmt. Die Luxlait Milchbauern schreiben hierzu: „Um Osteoporose vorzubeugen ist es wichtig den täglichen Kalziumbedarf zu decken. Da der menschliche Körper Kalzium nicht selbst produzieren kann, ist frische Milch mit ihrem hohen Kalziumanteil ein effektiver Schutz gegen Osteoporose.“, sowie „In der Jugend trägt das Kalzium am meisten zu einer festen Knochenstruktur bei. Je mehr Kalzium man während dieser Zeit zu sich nimmt, desto stabiler werden die Knochen. Für Jugendliche ist Kalzium also besonders wichtig, da es ihr Wachstum unterstützt und jetzt schon Osteoporose vorbeugt.“ Die US-Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat jedoch keinen Beweis dafür gefunden, dass eine vermehrte Aufnahme von Kalzium aus Milch das Osteoporose-Risiko bei Männern senken würde.7 Und auch bei den Frauen gab es ähnliche Resultate: Obwohl bei der Harvard Nurses‘ Health Study 78.000 Frauen untersucht wurden, lieferte diese Studie keine Beweise dafür, dass ein erhöhter Milchkonsum das Osteoporose- und Knochenbruch-Risiko reduzieren würde. Vielmehr zeigte sich, dass das Risiko eines Hüftknochenbruchs bei Frauen, die zwei Gläser Milch oder mehr pro Tag tranken, 1,45 Mal höher lag als bei Frauen, die nur ein Glas pro Woche oder weniger tranken.8 Dies ist keine Überraschung, wenn man bedenkt dass Kuhmilch ein äußerst schlechter Kalziumlieferant ist, ja sogar, wie vorhin belegt, Kalzium aus den Knochen herausschwämmt. So kommt es dazu, dass bei Menschen, die an Osteoporose erkrankt sind, sich diese Krankheit durch den Milchkonsum weiter verschlimmert. Menschen, die wiederum weitgehend auf Milch verzichten, haben eine höhere Knochendichte und haben seltener Hüftknochenbrüche.9,10 Diese Ergebnisse werden durch empirische Befunde weiter untermauert: Die Länder, in denen am meisten Milchprodukte verzehrt werden, sind Finnland, Schweden, die Vereinigten Staaten und England. Dies sind gleichzeitig die Länder mit der höchsten Osteoporoserate.11

Dies hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit der älteren Bevölkerung. Doch auch hier hat die luxemburgische Milchindustrie einen Trumpf im Ärmel: „Ältere Menschen haben besonders hohe Nahrungsbedürfnisse, die bei Krankheiten noch weiter ansteigen. Da sie weniger Kalzium speichern, müssen sie regelmäßig Milchprodukte zu sich nehmen. Das darin enthaltene Kalzium und die Proteine sorgen für einen gut funktionierenden Organismus.“ Leider ist genau das Gegenteil der Fall: Ältere Frauen und Männer, welche die meisten Milchprodukte essen, haben tatsächlich ein doppelt so hohes Risiko, einen Hüftknochenbruch zu erleiden, wie diejenigen, die nur geringe Mengen an Milchprodukten konsumieren.12 Dies fand auch ein Organ der amerikanischen Milchindustrie, das National Dairy Council, in einer selbst finanzierten Studie heraus, worüber sie verständlicherweise nicht erfreut war. Hier bekamen Frauen, die sich in der Menopause befanden, drei zusätzliche 250 Milliliter große Gläser entrahmte Milch über einen längeren Zeitraum zu trinken (um auf eine Tagesration von 1500 Milligramm Kalzium zu kommen). Anschließend wurden diese Frauen mit einer Kontrollgruppe von Frauen, die die Wechseljahre ebenfalls hinter sich hatten, verglichen. Die Frauen mit der Extraportion Milch hatten sogar weniger Kalzium in ihren Knochen als diejenigen, die keine Milch tranken.13

Neben den Erwachsenen sind jedoch Kinder die Hauptzielgruppe der Milchindustrie: „Im Alter von 3 bis 13 Jahren werden bereits 50% der Knochenmasse gebildet. In diesem Alter ist frische Milch für den Knochenaufbau unverzichtbar, da Kalziumsalze zur Stärkung der Knochen beitragen.“, „Die Milch ist das erste und wichtigste Nahrungsmittel des Säuglings und soll in jedem Alter einen wichtigen Platz in der Ernährung einnehmen. Die Milch ist unsere Haupt-Kalziumquelle.“ und „Milch gibt Kindern die Nährstoffe die sie brauchen: Kalzium für das Wachstum, Vitamine für die Vitalität, Kohlenhydrate und Proteine für die Energie.“ Diese äußerst gefährlichen Behauptungen entbehren jeglicher Vernunft und sind eine Gefahr für die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Dass Kalzium eben nicht gut für den Knochenaufbau und somit für das Wachstum der Kinder ist, müsste mittlerweile jedem klar sein. Hinzu kommen jedoch viele weitere Risiken:

1.  Nach Einschätzung des Kongresses der American Society of Microbiologists können einige der mehreren tausend Krippentode, die jährlich in den USA vorkommen, möglicherweise auf Allergien gegen Kuhmilch zurückgeführt werden, da Säuglinge, die gestillt werden, seltener dem Krippentod zum Opfer fallen.

2.  44% der amerikanischen Kindern mit schwerer Verstopfung, die so hartnäckig ist, dass sie nicht mit Abführmitteln behandelt werden kann, wurden erst durch eine Umstellung von Kuh- auf Sojamilch geholfen.14

3.  Die menschliche Muttermilch ist genau so zusammengesetzt, dass sie das Immunsystem des Kindes aufbaut. Die Kuhmilch ist analog genau auf die Gesundheit des Kalbes zugeschnitten. Für Menschenkinder ist Kuhmilch sehr viel weniger geeignet und schlechter verträglich, da die Verdauung des Kindes auf Menschenmilch eingestellt ist. Die Eiweiße der Kuhmilch begünstigen die Entstehung von Allergien wie Neurodermitis. Viele allergiekranke Kinder konnten durch eine tiereiweißfreie Ernährung eine deutliche Linderung erfahren.19

4.  Forschungsergebnisse eines Teams finnischer und kanadischer Wissenschaftler enthüllten einen Zusammenhang zwischen dem Milchkonsum und juvenilem oder Typ 1 Diabetes: Die Blutproben einiger hundert Kinder, die neu an Diabetes erkrankt waren, enthielten Antikörper gegen einen Bestandteil des Milchproteins. Dieser Bestandteil ist einem anderen Protein, dem sogenannten p69 sehr ähnlich, das von Natur aus in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Nach dieser Hypothese bilden Babys mit genetischer Anfälligkeit für Diabetes in ihrem Blut Antikörper gegen diesen Milchbestandteil, wenn sie vor dem fünften oder sechsten Monat Kuhmilch bekommen. In einem weitgehend separaten Prozess kommt das natürliche Protein p69 bei jeder Virusinfektion des Säuglings an die Oberfläche der Zellen der Bauchspeicheldrüse, um sie vor dem Virenangriff zu schützen. Das Immunsystem hält das p69 irrtümlich für das Kuhmilchprotein, geht darauf los und zerstört einen kleinen Teil der Bauchspeicheldrüse. Nach einigen Jahren mit wiederholten Infektionen ist die Bauchspeicheldrüse unter Umständen so weit geschädigt, dass sich Diabetes entwickelt.15 Diese Hypothese wird durch empirische Studien stärker belegt: In Ländern mit einem sehr niedrigen Milchkonsum (z.B. Japan) ist das Risiko an Diabetes zu erkranken minimal. Hingegen haben Länder in denen viel Milch getrunken wird, die meisten Diabetes-Erkrankungen aufzuweisen.9

Mittlerweile empfehlen sogar praktisch alle Kinderärzte, die Kuhmilch im späteren Lebensalter für unbedenklich halten, im ersten Jahr des Kindes keine Kuhmilch zu füttern. Sollte das Stillen durch die Mutter nicht möglich sein, raten sie zu Säuglingsnahrung, also einem Fertigprodukt, das mit viel Aufwand zur Nachahmung menschlicher Muttermilch maßgeschneidert wurde.21 Die meisten Milchprodukte sind sowieso zu süß und fetthaltig um Kindern (und auch Erwachsenen) eine gesunde Ernährung zu bieten. Selbst Vollmilch enthält 50g Zucker pro Liter und ist deshalb Mitschuld an der Volkskrankheit schlechthin: Übergewicht. Trotzdem wird Milch von der Luxlait als Gesundheitsshake propagiert: „Milch beinhaltet kaum Cholesterin: lediglich 7-15 mg auf 100 ml.“ Dabei wurden bei europäischen und amerikanischen Kindern alarmierend hohe Cholesterinwerte im Blut festgestellt. Dies hängt direkt mit dem Überkonsum gesättigter Fettsäuren zusammen, von denen ein hoher Prozentsatz über die Milch aufgenommen wird. Gefragt nach seiner Ansicht über die beste Vorbeugung gegen Herzkrankheiten, sagte Sir Douglas Black, seinerzeit Präsident der British Medical Association: „Milch ist der größte Killer. Es ist Unsinn, den Kindern in Schulen Milch zu geben“16

Wobei wir bei einer weiteren Gefahr durch Milchkonsum sind: Herzkrankheiten. Diese werden durch verschiedene Gründe beim Milchkonsum begünstigt. Durch das Erhitzen der Milch bei der Pasteurisation können bestimmte Milchproteine denaturieren. Es ist bekannt, dass diese denaturierten Proteine zur Entstehung von Arteriosklerose und damit zu Herzkrankheiten beitragen.17 Des Weiteren liefern Milch und Milchprodukte, neben Fleisch, riesige Mengen an gesättigten Fetten. Die Briten sind die größten Milchkonsumenten europaweit und Groß-Britannien hat das weltweit höchste Vorkommen an Herzkrankheiten. Auch in der Schweiz war die sinkende Zahl von Sterbefällen durch Herzkrankheiten zum Teil auf den zwischen 1951 und 1976 um fast die Hälfte gesunkenen Milchkonsum zurückzuführen.18

Doch es kommt noch härter: Männer, die viele Milchprodukte konsumieren, erhöhen damit ihr Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken – und zwar um etwa 30 Prozent, verglichen mit Männern mit geringen Milchkonsum. Das ist das Fazit einer Studie ("Prospective Studies of Dairy Product and Calcium Intakes and Prostata Risk Cancer"), die im Dezember 2005 im "Journal of the National Cancer Institute" erschienen ist. Die US-amerikanischen Autoren haben für ihre Untersuchung zwölf vorangegangene Studien ausgewertet, verglichen und zusammengefasst. Insgesamt sind die Daten von mehr als 300.000 Männern aus den USA und Europa in diese sogenannten Metastudie eingegangen. Bezogen auf die USA wäre dies verbunden mit etwa 20.000 zusätzlichen Neuerkrankungen pro Jahr, so die Studie. Prostatakrebs ist auch in Deutschland die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Jährlich erkranken 25.000 Männer in Deutschland neu an Prostatakrebs. 12.000 Männer sterben jedes Jahr daran.

Die Forschung an den gesundheitlichen Folgen der Milch ist noch nicht vorbei. Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und wird seit einigen Jahren mit Diabetes und Milch in Verbindung gebracht. Auch wenn die statistischen Daten auf einen Zusammenhang deuten sind sie noch kein Beweis hierfür. Die genaue Ursache ist bis heute nicht gefunden.9

Alle diese Befunde dürften eigentlich keine Überraschung sein, wenn man bedenkt, dass nach dem Kindesalter bei vielen Menschen die Möglichkeit zur Verdauung von Milchzucker (Laktose), durch den Abbau des Enzyms Laktase, allmählich nachlässt. Und tatsächlich kann die Mehrheit der Weltbevölkerung keine Milch vertragen, wenn sie nicht mit Kuhmilch von der Muttermilch entwöhnt wurden. Weltweit vertragen rund 75% der Menschen keinen Milchzucker. Oft leiden die Betroffenen unter Beschwerden, ohne sich ihrer Laktoseintoleranz bewusst zu sein.20 Trotzdem schreiben die luxemburgischen Milchproduzenten auf ihrer Internetseite: „Alle Beschäftigten der Gesundheitsberufe sowie Lehrbeauftragte werden dazu aufgefordert, über die Vorzüge frischer Milch zu informieren und die Verbraucher zu motivieren, jeden Tag etwas gutes für ihre Gesundheit zu tun und somit zum täglichen Wohlbefinden beizutragen.“ Man könnte dies zurecht als einen Skandal bezeichnen.

Der politische Skandal

Schlussfolgernd könnte man wohl Dr. Frank Oski, Professor für Pädiatrie und ehemaliger Präsident der US Society for Pediatric Research, zitieren: „Kuhmilch kann keinen berechtigten Anspruch erheben ein perfektes Nahrungsmittel zu sein. Als Nahrungsmittel ruft es bei Säuglingen Allergien hervor, führt bei älteren Kindern und Erwachsenen zu Durchfall und Krämpfen, und kann außerdem zur Entstehung von Herz- und Schlaganfällen beitragen. Wenn die Öffentlichkeit erst einmal über die der Milch innewohnenden Risiken informiert ist, werden vielleicht nur noch die Kälber die ihnen zustehende Nahrung trinken. Denn nur Kälber sollten Kuhmilch trinken.“

Insgesamt ist es ein regelrechter politischer Skandal ersten Ranges, dass hier Steuergelder benutzt werden um die Verbraucher einer krankhaften und profitorientierten Falschaussage zu beschwichtigen und somit ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Die am 19. Oktober 2009 in Brüssel beschlossenen Beihilfen in Höhe von 280 Mio. Euro, die ebenfalls für absatzsteigernde Maßnahmen verwendet werden, sowie die EU-weit 600 Millionen Euro, die 2009 für sogenannte Marktinterventionen zur Absatzhilfe der Milch ausgegeben wurden, riskieren noch stärker die Gesundheit ihrer Bevölkerung. Wenn ein Produkt, entgegen jeglicher Vernunft und unter Ignoranz sämtlicher wissenschaftlicher Ergebnisse, mit Millionen an Steuergeldern als wichtiges, gesundes und wohltuendes Lebensmittel propagiert wird, während die Fakten eindeutig belegen, dass dieses Produkt Knochenbrüche, Osteoporose, Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten und weitere Krankheiten auslösen kann oder mit deren Auslösung in Verbindung steht, dann ist das ein skandalöser, leider meist erfolgreicher Versuch, wirtschaftliche Interessen über die Gesundheit der Bevölkerung zu setzen.

Ich möchte allerdings, wie John Robbins es in seinem Buch „Food Revolution“ treffend formuliert, betonen, dass „meine Kritik nicht denen gilt, die ein Eis oder einen Becher Joghurt essen oder sich ein Stück Käse schmecken lassen. Meine Kritik gilt der trügerischen und unwahren Werbung der Milchindustrie. Die Menschen werden durch diese Werbung absichtlich getäuscht, denn es wird ihnen eingeredet, dass sie Milchprodukte für ihre Gesundheit bräuchten.“ Ich möchte hier lediglich noch hinzufügen, dass meine Kritik auch dem luxemburgischen Staat und der EU gilt, die diese Falschaussagen auch noch mit Steuergeldern subventionieren.

Jeff Mannes

Weitere Informationen finden Sie unter www.ausgemolken.net, von deren Internetseite auch die Grafiken stammen, sowie in den Büchern „Food Revolution“ von John Robbins und „The China Study: The Most Comprehensive Study of Nutrition Ever Conducted and the Startling Implications for Diet, Weight Loss and Long-term Health“, die weltweit größte Studie über Ernährung, von Dr. Colin T. Campbell. Leckere Alternativen zu Kuhmilchprodukten, wie Soja-, Reis-, Hafer-, Mandel-, oder Kokosmilch in verschiedenen Geschmacksrichtungen, sowie Puddings, Joghurts und Sahne finden sie in fast jedem Supermarkt. Leckere Käse- und Eis-Alternativen sowie weitere andere gesunde pflanzliche Produkte finden Sie unter www.veganlife.lu.

 

 

Quellenverzeichnis

 

1.    Pressemitteilung der Vereinigung der Luxlait Milchproduzenten vom 31. Oktober 2008.

2.    Kath Clements, „Vegan – Über Ethik in der Ernährung und die Notwendigkeit eines Wandels“, 6. aktualisierte und ergänzte Auflage, Echo Verlag (2008)

3.    Vegan Journal, Jahrgang 31, N. 2

4.    Dr. med. Ernst Walter Henrich, „Vegan – Informationen über die gesündeste Ernährung“, (2009-2010), www.pro-vegan.info

5.    Weaver, C. M., et al., „Dietary Calcium: Adequacy of a Vegetarian Diet“, American Journal of Clinical Nutrition 59 (Sup) (1994)

6.    Barzel U.S., "Acid loadingandosteoporosis.", J. Am. Geriatr. Soc. 30 (1982)

6.Sherman HC., "Calcium requirement for maintenance in man.", J. Biol. Chem. 39 (1920)

7.    Physicians Committee for Responsible Medecine, „The ,Milk Mustache‘ Ads Are All Wet“, Good Medecine, Spring 1999

8.    Feskanich D, et al., „Milk, Dietary Calcium, and Bone Fractures in Women…“, American Journal of Public Health 87 (1997)

9.    Colin T. Campbell, „The China Study: The Most Comprehensive Study of Nutrition Ever Conducted and the Startling Implications for Diet, Weight Loss and Long-term Health“, Benbella Books (2006)

10.Wolfgang Spiller, "Macht Kuhmilch krank?" (1996)

11.McDougall John, „McDougall‘s Medecine“, Piscataway NJ: New Century Publishers (1985)

12.Cumming, R. G., et al., „Case-Control Study of Risk Factors for Hip Fractures in the Elderly“, American Journal of Epidemiology 139 (1994)

13.Recker, R., „The Effect Of Milk Supplements on Calcium Metabolism, Bone Metabolism, and Calcium Balance“, American Journal of Clinical Nutrition 41 (1985)

14.Iacono G., et al., „Intolerance of Cow‘s Milk and Chronic Constipation in Children“, New England Journal of Medecine 339 (1998)

15. Dr. Gill Langley, „Vegane Ernährung“, Echo Verlag (1999)

16.„The Times“ vom 12. Juni 1984

17.Annand, J. C., „Denatured bovine immunoglobulin pathogenic in atherosclerosis.“ (1986).

18.Segall, J. „Communicable disease associated with milk and dairy products (letter).“ (1982).

19. Spiller, Kap. 3: “Der deutliche Unterschied: Frauenmilch – Kuhmilch”. (1996)

20.Verein für Laktoseintoleranz e. V. (2008)

21.www.kindergesundheit-info.de

22.John Robbins, „Food Revolution“, Hans-Nietsch-Verlag, 2003

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