Leserbrief: Alles hat seinen Preis, allerdings steht dieser nicht immer auf dem Kassenzettel.

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26. Mai 2011

Freundlich lächeln einem die knackig roten Tomaten im Supermarkt entgegen. Bei solch einem Anblick fällt es schwer, zu widerstehen, obwohl sie eigentlich nach gar nichts schmecken. Dass sie aus der Massenproduktion von insgesamt rund 30.000 Gewächshäusern auf einer Fläche von 35.000 Hektar herstammen, scheint niemanden zu interessieren. Dass sie dort von regelrechten „Arbeitssklaven“ aus Marokko, Mali oder dem Senegal geerntet werden, die für einen Hungerlohn bei bis zu 50°C arbeiten…


Luxemburg, den 26. März 2008


 Freundlich lächeln einem die knackig roten Tomaten im Supermarkt entgegen. Bei solch einem Anblick fällt es schwer, zu widerstehen, obwohl sie eigentlich nach gar nichts schmecken. Dass sie aus der Massenproduktion von insgesamt rund 30.000 Gewächshäusern auf einer Fläche von 35.000 Hektar herstammen, scheint niemanden zu interessieren. Dass sie dort von regelrechten „Arbeitssklaven“ aus Marokko, Mali oder dem Senegal geerntet werden, die für einen Hungerlohn bei bis zu 50°C arbeiten, den ganzen Tag über einer schwerwiegenden Pestizidbelastung ausgesetzt sind und nach der Arbeit vor den regelmäßigen rassistischen Übergriffen nicht geschützt werden, darüber tröstet die schöne, glänzend rote Farbe hinweg. Was zählt ist, dass die Tomate ohne jeden Makel, so wie ihre Freunde Paprika, Zuccini oder Erdbeere, die sich zusammen mit ihr aus dem südspanischen Almeria auf den weiten Weg gemacht haben, das ganze Jahr über preiswert im heimischen Supermarkt zum Verzehr bereit stehen.


Viel lieber beschweren wir uns über die „bösen afrikanischen Flüchtlinge“, die unser geliebtes Europa überfluten. Was der Europäer aber oftmals nicht weiß oder nicht wissen will, ist, dass diese Menschen zu uns kommen, weil unser Massenkonsum ihre heimische Lebensgrundlage über Jahrzehnte hinweg zerstört hat und auch heutzutage weiter zerstört. So fischt die europäische Fischfangflotte zB. ganzen afrikanischen Küstenregionen den Fisch quasi vom Teller weg. Kein Wunder also, dass diese Menschen ihrem Fisch nach Europa hinterher schwimmen, oftmals dabei ertrinken, und wenn nicht, meistens in den oben erwähnten Massenplantagen landen.


Als Verbraucher sollten wir uns deshalb besser informieren. Informieren darüber, wo unsere Ware herkommt, unter welchen Bedingungen sie produziert wurde, und ob nicht vielleicht Alternativprodukte, wie zB regionale Erzeugnisse, zur Verfügung stehen. So könnten wir bewusst eine bessere Wahl treffen, um damit der globalen Ausbeutung entgegenzuwirken.


Nadine Schmit, Vorstandsmitglied déi jonk gréng

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