20 Jahre Cattenom : Kein Grund zum Feiern

Archive

26. Mai 2011

Cattenom ist ein Pannenreaktor und seine 20 Jahre sind kein Grund zum Feiern. Die Luxemburger Regierung muss sich dafür einsetzen, dass keine Verlängerung seiner Laufzeit zugestanden wird.

Luxemburg, den 18. Mai 2006

Gestern, am 17. Mai 2006, gaben die Verantwortlichen des Atomkraftwerks Cattenom eine Pressekonferenz anlässlich des 20-jährigen Bestehens und haben auf die Sicherheit, die starke Produktionsleistung und die wirtschaftliche Bedeutung ihrer Atomanlage hingewiesen. Tatsächlich fand die erste Kernspaltung im Reaktor 1 von Cattenom aber erst im Oktober 1986 statt. Die drei anderen Reaktorblöcke kamen dann 1987, 1990 und 1991 hinzu.

DÉI GRÉNG ziehen eine sehr ernüchternde Bilanz dieses Atomkraftwerks. Seit seiner Inbetriebnahme haben sich die Zwischenfälle in diesem Werk so angehäuft, dass Experten Cattenom mittlerweile zu einem der fehleranfälligsten im gesamten französischen Reaktorpark zählen. Auch in den letzten Jahren macht das Atomkraftwerk regelmäßig Schlagzeilen: An Brennstäben werden gefährliche Abnutzungserscheinungen festgestellt; bei Störfällen wird mehrmals Radioaktivität an die Umwelt abgegeben und Mitarbeiter werden verstrahlt, ein schwer zu bewältigender Brand in einer Lagerabteilung des Werks sorgt für Aufregung und schlussendlich wird das Atomkraftwerk mehrmals verwarnt, weil es zu warmes Abwasser in die Mosel einleitet und damit die dortige Fauna und Flora gefährdet.

Zur gleichen Zeit werden die 20-Jahr Feierlichkeiten von einem handfesten Skandal überschattet. Atomkritische Bürger und Organisationen werden in Frankreich verstärkt unter Druck gesetzt und Dokumente über die Sicherheit der Atomkraftwerke wurden per Gesetz als „Secret Défense“ eingestuft. Dies hat zur Folge, dass im Rahmen der Diskussionen über den Bau der neuen Generation von Reaktoren (EPR), eine öffentliche und sachliche Debatte über die Sicherheit der Atomanlagen von der französischen Regierung quasi unterbunden wurde. In diesem Zusammenhang wurde der Sprecher der Vereinigung „Sortir du nucléaire“, Stéphane Lhomme, am Dienstag vorübergehend in Verwahrung genommen und seine Wohnung von der Polizei durchsucht.

Neben der ungelösten Frage der Endlagerung von radioaktivem Müll ist der Sicherheitsaspekt bei Atomanlagen aber der wichtigste Punkt überhaupt. Ungeachtet der „neuen“ Bedrohung durch terroristische Angriffe, zeigen bereits die zahlreichen Pannen im Normalbetrieb, dass es keine absolute Sicherheit geben kann. Die Bestrebungen der Betreibergesellschaften, die Laufzeit ihrer heutigen Atomanlagen weit über die ursprünglich geplante Laufzeit zu verlängern, wird das Unfallrisiko sprunghaft ansteigen lassen, da Reaktoren mit ihrer Laufzeit auch anfälliger für Pannen werden.

"Cattenom ist ein Pannenreaktor und seine 20 Jahre sind kein Grund zum Feiern. Die Verantwortlichen des Atomkraftwerks wollen den Reaktor zu einem Vorzeigeobjekt machen, doch Cattenom ist eigentlich ein schlagkräftiger Beweis dafür, dass Atomkraft keine sichere und saubere Energieversorgung garantiert. Die Luxemburger Regierung muss sich dafür einsetzen, dass dem Pannenreaktor Cattenom keine Verlängerung seiner Laufzeit zugestanden wird", erklärt der grüne Europaabgeordnete Claude Turmes.

"Wir bedauern, dass die Luxemburger Regierung einen Direktanschluss nach Frankreich plant und damit den jahrzehntelangen Protest der Atomkraftgegner mit Füssen tritt. Statt immer neue und unnötige Stromleitungen zu bauen, sollte die Luxemburger Regierung eine Offensive im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien starten. Nur so wird sich Luxemburg längerfristig saubere und sichere Energie beschaffen können. Die bisherige Bilanz der Regierung ist verpuffte Energie. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten prüfen, ob die neuen Vorschläge der Regierung zu einem wirklichen Wandel in der Energiepolitik führen", betont der grüne Abgeordnete Henri Kox.
 

All d'Aktualitéit

Gitt Member

Schreift Iech an

Ënnerstëtzt eis

Maacht en don